Nashörner in Gefahr
Die Akademie für Zoo- und Wildtierschutz e.V. engagiert sich aus diesem Grund im Zoo Salzburg in einem europaweiten Artenschutzprojekt
Das Überleben der fünf Nashornarten in freier Wildbahn ist in Gefahr: Anfang des 20sten Jahrhunderts lebten noch rund 500.000 Tiere in Afrika und Asien. Heute ist ihr Bestand auf rund 29.000 Tiere geschrumpft. Durch die illegale Wilderei sind Nashörner extrem gefährdet und nahe an der Ausrottung.
„Der Schutz und der Erhalt von Nashörnern ist uns ein großes Anliegen. In diesem Jahr konnten wir uns über zweifachen Nachwuchs bei unseren Breitmaulnashörnern freuen, “ berichtet Zoo-Geschäftsführerin Sabine Grebner: „Am 30. November war das Reproduktionsspezialisten Team des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo-und Wildtierforschung (IZW), einer Wissenschaftlerin aus England und Kollegen aus dem tschechischem Zoo Dvur Kralove sowie Prof. Dr. Henning Wiesner von der Münchner Akademie zum Zoo- und Wildtierschutz e.V. bei uns, um weitere Schritte für Nashörner aus dem Reagenzglas zu setzen.“
Vor einigen Jahren gelang es dem Reproduktionsspezialisten Thomas Hildebrandt, Frank Göritz und Robert Hermes des IZW erstmals, vitale Eizellen von einem Nashorn zu gewinnen und diese im Reagenzglas zu befruchten. Leider teilten sich damals die Eizellen nicht entsprechend weiter. Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) bei Nashörnern steckt noch in den Anfängen. Für manche Nashorn-Unterarten ist die künstliche Befruchtung höchstwahrscheinlich die einzige Möglichkeit, sie vor dem Aussterben zu bewahren und die genetische Vielfalt der einzelnen Arten zu erhalten.
Jetzt sind die Wissenschaftler einen großen Schritt weiter
Dem wissenschaftlichen Team ist es jetzt gelungen, im Zoo Salzburg mit neu entwickelten Spezialgeräten bei der 33 Jahre alten Salzburger Breitmaulnashorn Kifaru einzelne Follikel an den Eierstöcken aufzufinden, zu punktieren und den Inhalt abzusaugen. Dabei konnten Zellen gewonnen werden, die für die Reifung der Eizellen notwendig sind, Eizellen selbst leider noch nicht. Damit ist das Team aber bereits wissenschaftlich-technisch einen großen Schritt vorangekommen. Als nächstes Ziel ist es, das Heranwachsen von Follikeln und Eizellen harmonisch zu stimulieren u. a. mit phytomedizinischen Methoden, die von der Akademie für Zoo- und Wildtierschutz e.V. bereitgestellt und gesponsert werden.
Große Freude über „Amadou“, das kleine Wunder im Zoo Salzburg oder wie Tiere Tieren helfen
Für Henning Wiesner ist die Tiermedizin eine Herzensangelegenheit, der Schutz bedrohter Arten ein Muss, das nicht durch unbedachtes Handeln und fehlende Weitsicht gefährdet werden darf. An seinem Wissen und an seinen Erfahrungen, die er über fast vier Jahrzehnte als Chef des Münchner Tierparks Hellabrunn gesammelt hat, lässt er den Zoo Salzburg auf sehr besondere Weise teilhaben: Er berät in seiner Eigenschaft als Vorstand der Akademie für Zoo- und Wildtierschutz e.V. „Hellbrunn“ in allen wissenschaftlichen, zoologischen und tiermedizinischen Fragen – darüber ist Salzburg sehr glücklich und die Akademie auch. Denn alle Einnahmen, die durch diese Tätigkeit generiert werden, kommen vollumfänglich den Projekten der Akademie und damit den hilfebedürftigen Zoo- und Wildtieren der Welt zugute. Mit Dr. Wiesners Hilfe konnte in Salzburg ein kleines Wunder geschehen: Bereits an Ostern kam dort ein kleines Nashornbaby zur Welt – und ein zweites Jungtier wird noch erwartet.
In Salzburg hatte man sehr lange Zeit auf Nashornnachwuchs gehofft, doch bislang vergeblich. Denn Bulle Athos zeigte so gar kein Interesse an seiner weiblichen Gesellschaft. Daher riet Henning Wiesner zur künstlichen Besamung. Doch auch dies ist alles andere als einfach. Daher ließ er seine seit vielen Jahren bestehenden Kontakte zum IZW Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin spielen, dessen Team (Prof. Dr. Thomas Hildebrandt, Dr. Frank Göritz, Dr. Robert Hermes) sich auf dieses Thema spezialisiert hat. Im September 2014 brachten Hormonanalysen im Kot die erste Gewissheit: Die achtjährige Breitmaul-Nashornkur Tamu war trächtig. Im November 2014 kam dann die zweite wunderbare Nachricht: Auch die 15 Jahre alte Yeti wird für Nachwuchs sorgen. Der Vater in beiden Fällen ist Athos selbst, mit dessen Spermien die Nashornkühe besamt wurden. Der voraussichtliche Geburtstermin des zweiten Babys wird für Ende August oder Anfang September 2015 erwartet.
Amadou, wie das bereits geborene Nashörnchen getauft wurde, entwickelt sich in der Zwischenzeit prächtig. Es erkundet seine Umgebung mit großen Augen, wird von seiner Mutter Tamu liebevoll umsorgt und ist mittlerweile zum Liebling der Besucher und aller Beschäftigten im Zoo Salzburg geworden. Für Henning Wiesner ist er ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser bedrohten Tierart: „Die Nachfrage nach dem Horn dieser Tiere steigt vor allem im ostasiatischem Raum in exorbitantem Maße. Wenn es so weitergeht und dem niemand Einhalt gebietet, kann diese extrem vom Aussterben bedrohte Tierart nur mehr in Zoos überleben.“ Daher, so sagt auch die Geschäftsführerin von „Hellbrunn“, Sabine Grebner, engagiere sich Salzburg gemeinsam mit der Internationalen Zoogemeinschaft für den Schutz und Erhalt der Breitmaulnashörner: „Unsere Freude über Amadou ist riesengroß. Denn jedes Nashorn, das zur Welt kommt, ist für den Fortbestand dieser beeindruckenden Tiere wichtig.“
Und noch ein kleines gesundes Nashorn in Salzburg
Nach Amadou ist am Samstag, 5. September, um 9.21 Uhr mit Hilfe der Akademie für Zoo- und Wildtierschutz e.V. noch ein kleines Wunder im Zoo Salzburg geschehen: Nashornkuh Yeti brachte ein gesundes Jungtier auf die Welt. Wie bei „Tamu“ war auch diese Trächtigkeit nur möglich geworden, weil Prof. Dr. Henning Wiesner seine Kontakte zum IZW Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung hat spielen lassen, mit dem er seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Denn der Nashornbulle Athos zeigte keinerlei Interesse an seinen Artgenossinnen im Zoo Salzburg. Um jedoch die extrem vom Aussterben bedrohte Tierart zu erhalten, müssen Tiergärten für Nachwuchs Sorge tragen. Durch künstliche Befruchtung mit dem Sperma von Athos - worauf das IZW spezialisiert ist - ist dies nun im Zoo Salzburg bereits zum zweiten Mal geglückt.
„Ich bin sehr stolz und froh mit so einem tollen Team zusammen arbeiten zu dürfen, vielen Dank für die gute Zusammenarbeit“, sagte Zoo-Geschäftsführerin Sabine Grebner. „Wir freuen uns sehr, dass unsere 16 Jahre alte Breitmaulnashorn-Kuh Yeti einen gesunden Nashorn-Buben zur Welt gebracht hat.“ Das Jungtier hatte nach einer Tragzeit von 496 Tagen Tragzeit das Licht der Welt erblickt. Etwa eine Stunde nach der Geburt stand es zwar noch etwas wacklig auf seinen Beinen, wagte aber schon die ersten Gehversuche. Nach einer weiteren Stunde fand der kleine Bulle das Euter der Mutter und trank den ersten Schluck Muttermilch. Auch die Geburt selbst war ohne Komplikationen verlaufen. Yeti und ihr rund 65 Kilogramm schweres „Hörnchen II“ sind wohlauf. 2015 hatte sich der Zoo bereits über die allererste Geburt eines Breitmaulnashorn-Jungtieres im Salzburger Zoo gefreut. Am 4. April brachte die 9 Jahre alte Nashorn-Kuh Tamu den kleinen Bullen Amadou zur Welt.
Herzlichen Dank an den Zoo Salzburg für die wunderbaren Fotos.
Die Einnahmen, die die Akademie mit ihrer Beratung des Zoos Salzburg generiert, fließen vollumfänglich in ihre Projekte, zum Beispiel in die:
Wissenschaftliche Beratung und
Betreuung von Zoos in aller Welt
Kairo/Ägypten, Tripolis/Libyen, La Paz/Bolivien, Abidjan/Elfenbeinküste, Havanna/Kuba ...