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Fitness-Armbänder für Wildtiere: Hightech für den Artenschutz
Es ist eines der aufsehenerregendsten Projekte im Tier-, Natur- und Artenschutz: „Icarus“. Die Max-Planck-Gesellschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Wikelski versieht dabei Tiere mit Minisendern. Ziel ist es, auf diese Weise die Wanderwege der Tiere zu erforschen, um sie besser schützen zu können. Die Empfangsantenne dieser Sender befindet sich auf der Internationalen Raumstation ISS.
Prof. Dr. Martin Wikelski beschreibt das folgendermaßen:
„Um effizienten und erfolgreichen Artenschutz zu betreiben, müssen wir wissen, wo Tiere Probleme haben oder wo sie sich sicher fühlen und vermehren. Leider sind die derzeit verfügbaren Sender für die Beobachtung von Wildtieren nicht wirklich dafür geeignet, uns diese Daten zu liefern, vor allem für die kritischen Zeiten im Leben der Tiere wie in der Jugendentwicklung. In dieser Phase wachsen die meisten Säugetiere schnell und können daher kein anliegendes Halsband tragen, das üblicherweise für Sender benutzt wird. Jungtiere gehen meist auf Wanderschaft, um neue Lebensregionen zu finden, was für die meisten Arten die wichtigste Entscheidung ihres Lebens ist. Um viele Individuen während dieser kritischen Zeit zu beobachten, benötigen wir Sender, die lässig, locker und fast unbemerkt getragen werden können – ähnlich der Fitness-Armbänder bei Menschen."
Um das Wissen über kritische Lebenszeiten bei Tieren voranzubringen, unterstützt die Akademie das neugegründete Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz/Radolfzell, das in diesem Bereich weltweit führend ist. Die Herausforderung bei diesem Projekt ist es, einfach und angenehm zu tragende ´Fahrtenschreiber´ für Tiere zu entwickeln, die mit modernster Elektronik ausgestattet sind. Diese Sender sollen so intelligent sein, dass sie die Aktivität und das Verhalten der Tiere automatisch interpretieren und somit auch den Gesundheitszustand oder Stress für Tiere erkennen. Weiterhin müssen die Sender die neueste Kommunikations-Technologie besitzen wie die IoT-Protokolle (Internet der Dinge) oder Satelliten-Verbindungen. Und die Sender sollten so billig und leicht wie möglich sein, damit uns viele Tiere damit ihren Standort und ihr Wohlbefinden mitteilen können – fast wie elektronischer ´Modeschmuck´.
Das ICARUS Team des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, unter der Leitung von Prof. Martin Wikelski, ging zusammen mit einem Ingenieurteam der ETH Zürich gern auf diese Herausforderung ein (ICARUS = International Cooperation for Animal Research Using Space). Im Team ist Timm Richlick als Doktorand für die Prototypen-Entwicklung verantwortlich. Richlick hatte bisher in der Automobilindustrie an eingebetteten elektronischen Systemen gearbeitet und ist seitdem schon an der Entwicklung eines Ohren-Senders für große Säugetiere in Afrika beteiligt,
z. B. in Kenia, Namibia und Südafrika. Die Ohr-Marken selbst werden in Zusammenarbeit mit der Firma GEPE-Plast in Farchant entwickelt, die Jahrzehnte lange Erfahrungen dafür in der Landwirtschaft mitbringt. Die Expertise der GEPE Ingenieure erlaubt uns jetzt die Besenderung von Tieren wie Nashörnern, Löwen, Zebras, Giraffen oder Büffeln mit elektronischen Ohr-Sendern.
Die Akademie unterstützt diese fundamental wichtigen Entwicklungen bei Wildtieren durch ihre eigene Expertise in der Anästhesie von Wildtieren, sowie deren Morphologie und Physiologie.“