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Rettung für den Giganten: Es ist ein Mädchen!
Kaum ein anderes Säugetier auf der Welt ist so akut vom Aussterben bedroht wie das Nashorn. Nun ist im Zoo Salzburg wieder ein gesundes Nashornkalb zur Welt gekommen. Es ist bereits das dritte Jungtier dieser Spezies, das nur mit Hilfe der Akademie und der Wissenschaft am Leben ist – die Bilanz eines erfolgreichen Artenschutz - und Erhaltungszuchtprojektes.
Ein schöneres Geschenk zu ihrem 10. Geburtstag hätte sich die Akademie kaum vorstellen können: In den frühen Morgenstunden des 3. Juni 2020 hat die 14-jährige Breitmaulnashornkuh Tamu ein gesundes Kalb geboren – und zwar ein weibliches. „Dass wir nach zwei ‚Buben‘ jetzt ein ‚Mädchen‘ bekommen haben, freut uns riesig“, sagt Prof. Dr. Wiesner.
Tamu hatte mit der Geburt die ganze Zoobelegschaft und auch die Akademie auf die Folter gespannt. Die Tragzeit bei Nashörnern beträgt etwa 485 bis 520 Tage. Bereits am Pfingstmontag sah es so aus, als ob die Geburt noch in der Nacht erfolgen würde. Doch es dauerte noch eine weitere Nacht, bis das kleine Kalb auf der Welt war. „Am 3. Juni, ganz genau um 5.41 Uhr, hat das Nashornbaby nach 503 Tagen Tragzeit das Licht der Welt erblickt und stand nach einer halben Stunde schon auf seinen eigenen Beinchen“, erzählt Geschäftsführerin Sabine Grebner, die das Geschehen zusammen mit ihrem Team vor dem Bildschirm beobachtete.
Etwa zwei Wochen zuvor wurden im Nashornstall Kameras installiert, um Tamu die größtmögliche Ruhe zu gewähren und sie dennoch im Auge zu behalten. „Tamu hat das ganz großartig gemacht“, sagt auch die Zootierärztin Dr. Miriam Wiesner. „Alles verlief reibungslos und ohne Komplikationen, und die junge Mutter kümmert sich rührend um ihren Nachwuchs.“ Bereits eine Stunde nach der Geburt habe die Kleine zum ersten Mal getrunken. „Ein sehr erleichternder und erhebender Moment für uns“, sagt Dr. Miriam Wiesner, die sich auch ehrenamtlich für die Akademie engagiert.
Nur wenige Tage später hat das kleine Nashorn bereits bei sommerlichen Temperaturen unter den wachsamen Augen seiner Mutter zum ersten Mal die Außenanlage seines Geheges erkundet. Persönliche Eindrücke von diesen ersten Ausflügen der Kleinen an die frische Luft und ins Leben haben der Zoo und auch Dr. Miriam Wiesner in Videos festgehalten. https://www.facebook.com/Schreiberling/posts/10220397798889529
Die Vorgeschichte:
Selbst unter geschützten Zoobedingungen ist es äußerst schwierig, eine Art wie Nashörner zu erhalten. Wie schwierig es sein kann, zeigt die Geschichte, die 2013 im Zoo Salzburg ihren Anfang nahm. Wegen seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Zooveterinär und Chef des Münchner Tierparks Hellabrunn war Prof. Dr. Henning Wiesner damals von der Salzburger Zoodirektorin Sabine Grebner gebeten worden, in Salzburg die wissenschaftliche, zoologische und tiermedizinische Beratung zu übernehmen. Dabei war es auch um den fehlenden Nachwuchs bei den dort lebenden Südlichen Breitmaul-Nashörnern gegangen. Das Problem war: Bulle Athos zeigte keinerlei Interesse an seinen Artgenossinnen.
Wiesner riet damals zur künstlichen Besamung und zur Zusammenarbeit mit dem weltweit renommierten Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin. Zudem stellte er die Fütterung und Haltung um und verordnete eine spezielle Phytotherapie zur Anregung der männlichen und weiblichen Keimdrüsen. Mit Erfolg: Auf diese Weise bekam der Zoo Salzburg gleich zwei männliche Jungtiere, die sich wunderbar entwickelt haben und nun in einem anderen Tierpark für Nachwuchs sorgen.
Von Dezember 2017 an wurden die beiden Nashornkühe Tamu und Yeti immer wieder künstlich besamt – allerdings zunächst vergeblich. Erst am 17. Januar 2019 verlief die Besamung mit dem Sperma des Bullen „Athos“ erfolgreich: Etwa einen Monat später stellte sich bei einer Ultraschalluntersuchung durch das IZW heraus, dass immerhin Tamu trächtig ist.
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